Die Tochter, die dem Boden zuhört
Was wie ein modernes Märchen klingt, ist das Ergebnis kluger Beobachtung, harter Arbeit und echtem Pioniergeist. Schon kurz nach ihrer Rückkehr pflanzte Anaïs Hecken rund um die Weinberge, ließ zwischen den Reben aromatische Kräuter wachsen, stellte Fledermaus-Nistkästen auf und versuchte sich erstmals auf einer kleinen Parzelle an biodynamischen Methoden. Das war 2012. Heute wird der gesamte Weinberg biodynamisch bewirtschaftet – aus Überzeugung.
„Es bringt uns unseren Reben noch näher“, sagt sie. Und man glaubt ihr jedes Wort.
Die Nächte zur Lese sind kühl, die Gärung erfolgt leise, umsichtig, in Amphoren aus Terracotta, in Keramik, Sandstein oder Beton. Jedes Jahr kommen neue Gefäße hinzu – nicht aus Spielerei, sondern aus Neugier. Anaïs will verstehen, wie der Wein spricht. Und dafür muss man ihm zuhören.
Handwerk mit Herz - und ein bisschen Meeresrauschen
So entstehen Weine, die das Languedoc neu erzählen. Die nicht laut sind, aber nachhallen. Die das Terroir nicht übermalen, sondern skizzieren – präzise, klar, ausdrucksstark. Mal mit feinem Zitronenton, mal mit floraler Tiefe, mal mit salziger Würze, die vom nahen Thau-Becken kündet.
La Croix Gratiot ist kein Weingut, das Schlagzeilen sucht. Aber eines, das man nicht mehr vergisst, wenn man es einmal entdeckt hat.
Denn hier wächst nicht nur Wein – hier wächst ein Lebensgefühl.